Concept


Concept
Venedig. Wenig Städte der Welt werden mit den Worten Liebe und Traum so stark assoziiert wie Venedig. Ein mit grossen Emotionen aufgeladener Ort, eine Ikone der Sinnlichkeit. Traum, Wunsch und Sehnsucht: das ist die zentrale Thematik dieses Werkes und Grundlage für die künstlerischen Trans- und Intervention an und mit dieser Gondel. Mit der Transformation gewinnt das Boot an ästhetischer Schönheit und Kraft. Mit der Verfremdung einzelner Bootsbestandteile und den dezenten Interventionen entsteht ein Objekt, das als klassische Gondel wahrgenommen wird, jedoch so in der Realität nicht vorkommt. Eine Fälschung wird zum Original.
Die äussere Verkleidung besteht aus einer modellierten, keramischen Struktur. Diese Struktur setzt sich aus 126 Figuren zusammen, formal umgesetzt mittels floralen und menschlichen Ornamenten und Strukturen. Die Darstellung des Lebenszyklus und der körperlichen Interaktionen sind die tragenden Ausdruckselemente. Dafür stehen die Figuren, die in ihrer expressiven Körperlichkeit die Gondel bevölkern.
Die Möglichkeit der BesucherInnen das Objekt berühren zu können, schärft/verstärkt Betrachtungstiefen, die nur über die Haptik zugänglich sind und neue Emotionen wecken. Nähert sich die Betrachterln der Installation, erklingt aus dem Bootsrumpf eine «tragende» Melodie. Die Symbiose zwischen visuellem, haptischem und akustischem Seh- und Hörerlebnis generiert so ein einzigartiges Wahrnehmungserlebnis. Zugleich hat ein Boot dieser Art und Form einen starken Symbolcharakter. Es steht für die Transzendierung vom Hier ins Kommende – Vom prallen Leben in den unvermeidlichen Tod.
In vielen Religionen und Kulturen sind Fahrten mit einem Boot oder Schiff Symbole für Übergänge, etwa vom irdischen zum göttlichen Leben. Symbolisch gilt das Boot schon seit den Ägyptern als Sinnbild für die Reise und damit auch für das Leben schlechthin, die Lebensfahrt.
Anlässlich der zwei Ausstellungen wurde die funktionstüchtige Gondel im Kontext der Bergwelt platziert. Die alpine Umgebung und das Objekt luden sich gegenseitig ästhetisch und inhaltlich auf: Die Rauheit und Massigkeit der Berge im Kontrast zur Eleganz und Zerbrechlichkeit des Bootes. Der Vorteil, Kunst an ungewohnten Orten zu zeigen, besteht darin, dass sich der Betrachter einerseits intensiver mit dem Ort beschäftigt und andererseits das Objekt anders wahrnimmt. Die Gondel wird in einen surrealen Kontext gestellt und führt im ersten Moment zu Verwunderung und Irritation, danach zur Reflexion des Ortes.


Lokale Recherche / Ortsbesichtigung
Vorbereitend habe ich diesen März die Land Art Ausstellung DESERT X in Al Ula / Saudi Arabia besucht. Der Besuch der DESERT X sollte Aufschluss geben, ob die Installation im neuen geografischen Umfeld ebenfalls funktioniert und die Intention der Arbeit in diesem anderen Kontext entsprechend unterstützt wird. Die dort vorgefundenen Analogien von Schnee und Sand sowie Bergwelt und Wüste haben dies bestätigt: Die venezianische Gondel, weltweit bekannte Ikone für die im Meer versinkende Stadt Venedig, wird in einer Welt plaziert, wo Wasser rar und ein kostbares Gut ist.
Facts
Nach der Überführung der Gondel von Venedig ins Engadin / Schweiz wurde der Bootskörper in Zusammenarbeit mit Schreiner, Schlosser und Lackierer überarbeitet.
Bootsmittig wurde der Kabinenaufbau (Nachbildung der «felze») platziert und der sonst offene Bootskörper geschlossen. Die applizierten Kleinkeramiken und diverse lokal ausgeführte Schnitzarbeiten vervollständigen die visuelle Transformation.
Kabine: Metall-Wood Konstruction mit 126 kleinen, keramischen Figuren
Masse: Länge 12’500 cm, Breite 125 cm
Music: Sequenz aus «la Mancha» / Vegas
Boat: gebaut in 1972 in Venedig / Italy
Aktueller Stand
Die Installation ist zurzeit in einem Lager in Zürich / Schweiz eingelagert.